Helga Azem: Office-Eye-Syndrom

Wenn das Auge „staubt – Fachbeitrag von Dr. Helga Azem zum Thema Office-Eye-Syndrom

Die für die Augen anstrengende Heizsaison ist so gut wie vorbei. Doch schon warten mit Staub und Pollensaison neue Herausforderungen für unser Sehorgan. Dazu kommt die tägliche Belastung im Büro:

Die Mischung aus zu trockener oder zugiger Büroluft und permanenter Bildschirmarbeit ist Gift für die Augen. Das „Office Eye Syndrom“ kann BüromitarbeiterInnen stark zusetzen, warnt die unabhängige Plattform MeineRaumluft.at gemeinsam mit OMR Dr. Helga Azem, Vorsitzende der Fachgruppe Augenheilkunde und Optometrie der Ärztekammer Wien.

Office Eye Syndrom

Wer kennt es nicht: Man sitzt den ganzen Tag im Büro und starrt auf den Bildschirm. Nach einiger Zeit fühlen sich die Augen trocken an. Sie brennen, jucken und werden oft rot. Die Augenlider verkleben, können Schleim absondern und man hat das Gefühl, ein Sandkorn reibt auf der Augenoberfläche. Mit den immer müder werdenden Augen können sich auch Kopfschmerzen einstellen. Da diese Symptome vor allem in Büroräumen vorkommen, werden sie auch unter „Office Eye Syndrom“ also „Büroaugen-Syndrom“ zusammengefasst.

Belastung von außen und innen

Beschwerden des Office Eye Syndroms sind meist auf eine unzureichende Benetzung der Augenoberfläche – Hornhaut und Bindehaut – zurückzuführen. Oft ist das trockene Raumklima ein wesentlicher Faktor, zusammen mit reduzierter Blinzelfrequenz. Nicht selten sind aber auch Ursachen im Auge gelegen“, erklärt OMR Dr. Helga Azem, Vorsitzende der Fachgruppe Augenheilkunde und Optometrie, der Ärztekammer Wien sowie Vorstandsmitglied der Österreichischen Ophthalmologischen Gesellschaft (ÖOG). Das sogenannte „trockene Auge“, eine Benetzungsstörung als Folge einer gestörten Zusammensetzung des Tränenfilms, verschlimmert die Symptomatik. Das trockene Auge tritt im Rahmen verschiedener Augen-und Allgemeinerkrankungen, z.B. des rheumatischen Formenkreises, oder als Nebenwirkung diverser Medikamente auf. Auch falsche oder fehlende Brillen können Symptome des Office Eye Syndroms verstärken.

Nicht nur im Büro

Verantwortlich dafür sind also hauptsächlich zwei Faktoren: Der starre Blick auf den Computerbildschirm und trockene Raumluft bzw. erhöhter Luftzug. Durch die Bildschirmarbeit reduziert sich der Lidschlag, der Tränenfilm verdunstet schneller und eine trockene Raumluft und Luftzug beschleunigen die Austrocknung. „Doch nicht nur Büroangestellte sind davon betroffen, sondern auch viele Jugendliche: Durch das lange Starren auf den Computer bei Videospielen, wird dieses Phänomen dort auch „Gamer-Eye“ genannt“, weiß Thomas Schlatte, Sprecher der unabhängigen Plattform MeineRaumluft.at.

Zu trockene Büroluft

Die von der Plattform MeineRaumluft.at durchgeführten Messungen in über 500 Büroräumen österreichweit haben eindeutig gezeigt, dass in vielen Büros die Raumluft deutlich zu trocken ist. So liegt in mehr als jedem drittem Büro die relative Luftfeuchtigkeit gar unter 30 %. Die Situation verschärft sich vor allem in der Heizsaison, aber auch beim Einsatz von Klimaanlagen drastisch. Im Idealfall liegt die Luftfeuchtigkeit zwischen 40% und 60% (die Arbeitsstättenverordnung schreibt beim Einsatz von Klimaanlagen einen Wert von 40% bis 70% vor). Bei zu niedriger Luftfeuchtigkeit fühlt sich die Luft trocken an und Augen, Nase sowie Schleimhäute leiden.

Nach der Heizsaison ist vor der Kühlsaison

Wenn jetzt im Frühjahr der Staub in der Luft mehr wird und die Pollensaison beginnt, warten bereits die nächsten Herausforderungen auf die Augen. Aber auch im Sommer tritt das Problem einer zu trockenen oder zugigen Büroluft häufig auf. Denn um zu heiße Temperaturen in Büroräumen zu vermeiden, werden Klimageräte eingesetzt – und das grundsätzlich zu Recht: Denn wenn die Raumtemperatur eine gewisse Grenze überschreitet, lässt die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit spürbar nach und sorgt für körperliches Unwohlsein. Dabei ist aber zu beachten, dass die Luftauslässe so gestellt sind, dass die Raumluft neutral verteilt wird um Zugluft zu vermeiden und keine Arbeitsplätze direkt angestrahlt werden. Außerdem ist bei der Kühlung der Räume ebenfalls die Luftfeuchtigkeit im Auge zu behalten, damit diese nicht unter 40% fällt.

Tipps

  • Luftfeuchtigkeit: Achten Sie z.B. mittels Hygrometer auf die Luftfeuchtigkeit. Diese sollte idealerweise nicht unter 40 % fallen.
  • Zugluft: Luftauslässe von Klimaanlagen oder Klimageräten sollten nicht frontal auf Arbeitsplätze gerichtet werden.
  • Lidschlag: Achten Sie – trotz Konzentration auf den Computer – auf regelmäßigen Lidschlag und blinzeln sie häufiger.
  • Pause machen: Gönnen Sie dem Computer und Ihren Augen regelmäßige Pausen oder wechseln Sie immer wieder die Tätigkeiten.
  • Und natürlich: Regelmäßig für Frischluft sorgen (Lüften), viel Flüssigkeit aufnehmen (Wasser trinken) und die Pausen im Freien verbringen.

Dr. Helga Azem

Privatklinik Döbling, Augenheilkunde